~~DISCUSSION~~

27.08.2012 20:30:11

rundumschlagender Gedankenschleim ohne Konsistenz

Vielleicht ist es nur eine, seit Monaten anhaltende Arbeitsrhythmusstörung oder die mehrwöchige, auslaugende Urlaubsvertretung, die zu meiner aktuellen Müdigkeit führen. Eine sprachlose Müdigkeit. Eine stumme Müdigkeit. Eine gedankenleere Müdigkeit.

Es gäbe eine Mengemenge über das es zu denken oder zu dem es sich auszudrücken lohnen würde, aber da kommt nichts. Wie ein zäher, unförmiger Klumpen kleben meine Überlegungen zusammen, sammeln sich auf einem Plateau in der Nähe des Stammhirns. Chillen. Grillen. Hängen ab.

Ab und an ist eine sich bereits wieder auflösende Rauchschwade zu sehen. Vielleicht zu viel Brennspiritus? Oder zu viel Öl in der Sauce der selbsteingelegten Steaks, die ja viel lieber Schwenker wären und über trockenem Buchenholz dahin schwenken würden anstatt in den überdosierten Aromen von Brandbeschleuniger zu räuchern. Aber so ist das halt. Das Ideal scheint in weiter ferne.

Nicht, dass ich unproduktiv oder dröge wäre. Dass nichts passieren täte oder mir Langeweile auf der Nase herumtanzen würde. Bei weitem nicht. Für vieles, was ich gern bedienen würde, habe ich wenig Zeit. Nicht keine, aber wenig. Gefühlt zu wenig. Analoge elektronische Musik könnte mich sicherlich die nächsten Monate beschäftigen und ich sie. (Rockt!) Frischer Fisch will gefangen und wieder freigelassen werden. Und auch dieses Blog hier würde sich über etwas mehr Fürsorge freuen. (Ich hoffe es geht mir nicht noch ein unter dem Schleim!)

Daneben tauchen immer mal kleiner Bastelideen und Betätigungsfelder auf, mit denen zu beschäftigen sich fertigkeitstechnisch durchaus lohnen würde. Aber dann ist das Wochenende auch schon wieder rum und der Sonntag abend tupft als Zewa-Wisch-und-Weg die letzten Reste von Feuchtigkeit vom Überlegungsklumpen ab, auf dass nuja nichts wieder fließend werde.

Da war doch was?! Diese wirklich abgrund tief zu verachtenden Machenschaften oder Fahrlässigkeiten, die gerade mit unser aller Energiegedöhnse da ablaufen. Es Politik zu nennen verbietet sich aus gleich mehreren Gründen, denn weder ist hierbei eine Steuerung, die "Staat und Gesellschaft im Ganzen" betrifft (Wikipedia) zu erkennen, noch kann von offen diskutierten (oder diskutierbaren) Fragestellungen die rede sein, besieht man die täglich neu- und/oder uminformierenden Bruchstücke von Zusammenhänge eines nicht so wahnsinnig komplexen Themenbereichs. Da gibt es Wege Strom zu produzieren (und mittlerweile ohne größere Nebenwirkungen), die sind mit Kosten verbunden und da gibt es Menschen und Einrichtungen, die diesen Strom wollen, im Zeifel sogar für Geld und da gibt es einen Bundesumweltminister, der einerseits Erhöhung dieser Energiekosten anmahnt und andererseits auf durchaus zu erwartenden Produktionsüberschüsse der Windkraft hinweist. (WTF! Hies es nicht neulich noch, wir werden alle stromunterversorgt störben?!) Dass wir nebenbei unser Solar-Know-How verhökern, hört man ja alle Tage. (Wieso gibt´s da eigentlich keine Crowdfounding-Bestrebungen?)

Aber es geht auch weniger elementar (oder doch elementarer?), wie der Ethikrat bewies, der Juden und Muslimen in der Beschneidungsdebatte nun eine religiöse Narrenfreiheit zugestanden hat. Ja, es ist ein Kompromiss (So einer, wie er ja auch beim Leistungsschutzrecht bzw. dem Urheberrecht angestrebt wird - nicht war?), aber ja, es ist auch ein Grundrecht, nicht ohne driftigen Grund körperlich versehrt zu werden. Es wird nun schwer werden, die unterschiedlichsten Spinnerein und Gepflogenheiten aus Vernunftsgründen abzulegen. Es ist eine weitere esoterische Subventionierung. Es ist ein weiterer Einbruch des Verstandes vor der Ohnmacht der Gewohnheit.

Oder wie wär´s mit den Rechten? Dass Gaucks Rede in Rostock Lichtenhagen nicht frei von einem politischen Rundumschlag war, ist ja das eine, dass aber in der FAZ ein Leitartikel mit dem Satz

"Der Terror brachte manchen Sozialromantiker zur Besinnung und machte den Weg für eine gesteuerte Einwanderungspolitik frei." (PDF)

stehen kann und dass dieser Satz so ohne weiteres, ohne Kommentar entfernt wird, dass ist der Skandal, der keiner ist. Das ist die Normalität, die immer noch - trotz aller Gedenken, trotz aller Aufarbeitung und trotz aller gestrichenen, präventiven Projekte - in der Gesellschaft vorhanden ist. Alles keine Nazis, aber man wird ja wohl mal... Die Rolle(n), Nichtrolle(n), Ver- und Zerstrickungen von Behörden, deren Leitern/innen und jedes/r einzelnen Bediensteten in diesem Wirrwarr sind nichts weiter als ein Abbild unserer Gesellschaft. Auch wenn man voraussetzt, dass es nur einen bestimmten Schlag von Menschen in diesen Beruftsstatus zieht oder schiebt. Diese Leute sind die "Mitte unserer Gesellschaft". Sie haben ein elementares Interesse daran, dass die Gesellschaft so bleibt wie sie ist. Nichts mir Progression, nichts mir Refllexion, nicht mit Modifikation. Schon mal mit Beamten unterhalten? Mit Staatsbediensteten? Die destillierte Etabliertheit des Erdenbürgers ist der Deutsche Beamte. Und die können sich das erlauben, weil nach wie vor der größte Teil unserer Gesellschaft dieses Spiel flankiert. Die gleiche, verteilte Verantwortungslosigkeit, die in Düsseldorf, in Köln, in Berlin oder jedem beliebigen anderen, unterbürokratisierten Drittweltland regelmäßig zu Gelächter führt.

Was noch? Geld. Ja Geld. Schulden und so. Who the fuck cares Schulden? Ganz egal, ob das Geld, über das gerade so geredet wird, reales, idelles, ideales, fiktives oder geborgtes ist - in diesen Dimensionen geht der Unterschied zwischen echt und eingebildet verloren. Wie diese Parallelen, die sich im Unendlichen dann irgendwie doch schneiden. Kennt ihr nicht? Messmnwissn. Isss Fissik. Im Übrigen war natürlich die Europäische Union noch nie was wirklich gutes. Es tut uns allen ganz dolle weh jeden Tag und wir werden auch weiterhin prima mit unserer Wirtschaftlokomotive vorne weg zischen, wenn das alles baden geht. Weil wir fahren dann ja mit ... äh.. Ökostrom, genau. Oder so.

Außerdem: Kinder sollen härter für Schulschwänzen bestraft werden, das Bundesinnenministerium soll nach NSU-Debakel mehr Befugnisse bekommen, aus Syrien hört man so richtig schon garnichts mehr (wie damals Irak, Kosovo, Afghanistan, Krieg). Der Rest ist so verklebt, dass ich ihn nicht mehr zuordnen kann.

Ich bringe es nicht fertig diese Sachen in eine Ordnung, einen Zusammenhang zu bringen. Mein Göhöan bringt das gerade nicht zu Stande. Vielleicht hängt das auch alles garnicht so zusammen. Vielleicht erleben wir nur gerade eine Phase des Murkses, nachdem wir eine Phase der Erleuchtung und des konstruktiven Voranschreitens erlebt haben. So von 20.000 vor Christus bis etwa zu seiner Geburt.

Nein, ich will nicht zurück zur Natur und Einfachheit. Ich will diese Komplexität. Ich will, dass es unendliche Möglichkeiten gibt und ich will mir Gedanken machen über das alles. Aber nicht, wenn ich bemerke, dass es nicht darum geht. Wenn es so aussieht, dass es wichtiger ist Pfründe, den Ton oder die Contenance zu bewahren als vernünftig zu handeln. Vielleicht hat mein Gehirn mittlerweile einen Abwehrmechanismus entwickelt, der Gedanken, die zwar prinzipiell zu begrüßen, aber gesellschaftlich nicht akzeptabel sind, einfach in zähen Brei verwandelt, der dann langsam im Kopf nach unten kriecht und sich dort sammelt. Vielleicht konvertiert er sie in Ideen für Musik. (Würde zumindest erklären, warum die neuerdings etwas makabere Züge annimmt.) Wie so oft weiß ich es nicht, aber wenn sich die eigene Rage gerade in einen Haufen Flubber verwandelt, ist es gut zu wissen, dass man "sich aufregen" auch prima outsourcen kann.