~~DISCUSSION~~
Die, die denken der Mensch steht/lebt in Konkurrenz zu (den) anderen und die, die die ganze Sache kooperativer sehen. Immerhin eine wirklich exitenzielle Frage, wenn man es sich genauer anschaut beziehungsweise mal mit ein paar Leuten darüber spricht. Existenziell, weil eine Antwort darauf eine grundlegende Einstellung DEM_ANDEREN(TM) gegenüber widerspiegelt. Und damit prinzipielle Erwartungs-, Denk- und Verhaltensweisen hervorruft. Nicht nur (aber auch) im pädagogsichen Kontext spielt es daher eine entscheidende Rolle, welcher der beiden Sichtweisen man sich eher verschreiben würde. Die beiden extremen Absolutismen klammere ich mal aus, auch wenn sie sich für eine zugespitzte Diskussion hervoragend eignen, aber ich will das ganze eher tendenziell betrachten, denn niemand ist hunderprozentig Egomane oder Altruist. Ist Konkurrenz gleichbedeutend mit Vielfalt beziehungsweise erfordert letzteres ersteres? Stehen wir allein schon durch unsere unterschiedlichen, bio-physiologischen Vorausstzungen ein einem ständigen Wettstreit mit jedem anderen? Ist Abgrenzung gegen andere, also letztlich Identitätsfindung, gleichzusetzen mit konkurrierendem Verhalten? Zwingt uns unsere Individualisierung, die wir als autonomer Zellhaufen besitzen, zu eher egozentrierten Kosten-Nutzen-Abwägungen als eine rücksichtvolle Koexistenz aller zu erlauben? Oder wird egoistisches Agieren gelernt? Das umgangssprachliche
"Homo homini lupus"lautet im Original weiter:
lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit. wohl PlautusWas laut Wikiquote etwa mit:
"Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, nicht ein Mensch, wenn man sich nicht kennt."übersetzt werden kann. Die deutsche Übersetzung finde ich etwas verwirrend. Im englischen erschließt sich der Gesamtzusammenhang schneller:
"A man is a wolf, and not a man, to another man, for as long as he doesn't know what he is like." hierEin Mensch ist also solange in Konkurrenz zu anderen, bis er seine Indentität als Mensch erkannt hat. Erstaunlich, dass von dieser Erkenntnis hauptsächlich der negative Teil im kollektiven Bewusstsein vorrätig ist. O.k., man hat also als Mensch die Möglichkeit, die animalische Konkurrenz zu überwinden und sich zu einem "sozialen" Wesen zu entwickeln oder dazu erzogen zu werden. Gemäß obigem Ausspruch kann dies durch Bewusstmachung, als Rationalität geschehen, aber in meiner Wahrnehmung sitzt die Einstellung derer, die dem Menschen ein prinzipiell konkurrierendes Verhalten unterstellen tiefer, limbischer. Ich würde es nicht als Hass bezeichnen wollen. Eher eine Art von tief verwurzelter Skepsis oder Angst übervorteilt zu werden. Daher scheint mir eine "Entscheidnung" für die eine oder andere Seite durch (Selbst-)Erkenntnis zwar möglich und vermutlich auch erstrebenswert, um seine (vor allem unbekannte) Gegenüber einschätzen und mit ihnen umgehen zu können. Als Erklärung einer fest innewohnenden Grundeinstellung ist sie mir aber zu eindimensional. Der Mensch ist jedenfalls nicht nur des Menschen Geist. Vielleicht hilft eine anthropologische Betrachtung. Welche Aspekte sprechen denn für die kooperative Ausrichtung des Homo Sapies, welche dagenen? Eine der gängigen Erklärungen für das Zusammenrotten von Menschen (und ihren Vorfahren) ist die Annahme, dass eine kooperierende Gruppe für das Individuum eine höhere Chance des Überlebens bot. Inwiefern dies bereits auf dem Niveau stattfand, dass wir heut als Verstand bezeichnen wird sich nicht nachvollziehen lassen, alleine schon, weil auch Menschenaffen (und andere hochentwickelte Säuger) ebenfalls bereits in Gruppen zusammenleben, ohne dass man ihnen dazu einen rational-entscheidenden Prozess zuschreiben würde. Ganz zu schweigen von den sämtlichen anderen in Schwärmen und Herden lebenden Arten. Letztlich aber muss man dem ordnenden Prinzip der "sinnvollen" Gruppenbildung doch eine Eogozentrie unterstellen, zumindest wenn man das Argument der Steigerung der eigenen Bedürfnisbefriedigung oder der Überlebenschancen als Erklärung heranzieht. Die Tatsache, dass wir irgendwann begonnen haben in Gruppen, Sippen, Stämmen etc. zu leben, lässt keine befriedigende Erklärung für die eine oder andere Hypothese zu. Aber sind wir nicht auch nowendigerweise "sozial"? Irgendwie schon. Man braucht andere um selbst zu "sein". Ohne menschliche Rückmeldung zu unserem Äußeren, unserem Verhalten und unseren Ansichten bleibt da nicht viel vom dem was wir uns ansonsten gern als Alleinstellungsmerkmale ans Revers stecken. Wobei die Überlegung interessant ist, in wie weit menschliche Verstände auf einer rein kooperativen (und nicht individuellen-reflektiven) Basis zusammenarbeiten könnten. Könnten, rein kooperative Gemüter ohne eine Selbsteinschätzung sind vermutlich zu überhauptnichts in der Lage. Im übrigen ein Punkt an dem die Analogie zwischen menschlichem Geist und Computern (die man ja durchaus additiv zusammenschalten kann, um dem Output zu vergrößern/optimieren) nicht mehr funktioniert. Antropologisch muss man zudem auch die Aspekte der Menscheit betrachten, die ein deutlich konkurrierendes Verhalten des Menschen zeigen. Seinen es die Auseinandersetzungen einzelnen Gruppen oder Völker untereinander, die großen Kriege oder die täglichen Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz. Vermutlich sind sogar letztere dabei der wichtigste Indikator. Klar zeigen große Konflikte auf drastische, wenn nicht gar bestialische Weise, inwieweit Individuen im Auftrag einer "guten" Sache oder unter der Herrschaft einer Ideologie "konkurrieren", aber gerade das Aufeinandertreffen von Einzelpersonen in einem "gesitteten" Rahmen sollte doch Anhaltspunkte geben, in welche der beiden Richtungen eine Kooperation-Konkurrenz-Kompassnadel ausschlagen würde. Vorausgesetzt sei, dass beide Beteiligte ihre grundlegenden, existenziellen Bedürfnisse (Nahrung, Geborgenheit, etc.) ausreichend befriedigt wissen. Wie ist denn nun koexistenzielles Verhalten in einem solchen Rahmen zu interpretieren? Arbeiten ist (in den sogenannten westlichen entwickelten Ländern oder zumindest dort wo Marktwirtschaft herrscht) vermutlich per se eine Konkurrenzangelegenheit. Auch wenn es Unternehmenskulturen gibt und auch Personalführungsstrategien, die einen kooperativen Ansatz verfolgen und diesen ehrlich als effizienzsteigernd begreifen und verinnerlichen, das Prinzip der Marktwirtschaft ist es zu wachsen, nicht zu handeln. Steigerung steht vor Austausch und damit steht Konkurrenz vor Kooperation. Allerdings fällt es auch hier schwer die Erstgeburt von Henne oder Ei auszumachen. Es gibt Annahmen, dass mit der Einführung des Zinses, also der Kopplung von Geldsteigerung oder -verlust an Zeit dies erst so richtig an Dramatik gewonnen hat. Selbst wenn dies so ist, wäre die Zeitspanne, die es Zinswesen gibt zu gering, um es limbisch im Gehrin zu verankern. Es könnte in dem Fall also maximal anerzogen beziehungsweise gesellschaftlich "gelernt" und vermittelt sein. Natürlich kann so etwas - von klein auf implementiert - eine starke, persönlichkeitsformende Wirkung erzielen. Aber in dem Fall wäre es auch gesellschaftlich änderbar, wenn man das wollte. Dass ich die Vertreter der Konkurrenzannahme bisher eher auf der unternehmerischen und die Vertreter der Kooperationsannahme eher auf der arbeitnehmerischen Seite wahrgenommen habe, interpretiere ich auch systemimmanent. Für mich lassen sich daraus keine Rückschlüsse über die eine oder andere Menschenausprägung ziehen. Ob es überhaupt einen Rahmen gibt, in dem man Individuen ohne derlei äußere Zwänge aufeinander loslassen kann, um im Umgang mit einander verwertbare Antworten zu bekommen erscheit wohl eher fragwürdig. Letzter Versuch: Google liefert für die Anfrage "Mensch Kooperation" knapp über viereinhalb Millionen Treffer, für "Mensch Konkurrenz" etwa viermillionenvierhunderttausend. Hmm. Vielleicht ist das die beste Antwort. Vor allem lässt diese Antwort einen Schluss zu: Wer auch immer möchte, dass er/sie seinen Mitmenschen unterstellen kann, sie wolltem ihm/ihr zunächst nichts böses, der/die kann dies bedenkenlos tun, denn stichhaltige Belege dagegen scheint es nicht zu geben. Das gilt natürlich anders herum genauso, aber an der Stelle möchte ich dann doch nochmal auf den Wolf zu sprechen kommen und den zweiten Satz in Erinnerung rufen:
"...for as long as he doesn't know what he is like."Und ergänzen:
"Die Entscheidung liegt bei uns, den Usern." Tron